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Meinolphuskirche

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St. Meinolphus-Mauritius

Das rasante Wachstum der Bochumer Bevölkerung zeigte sich gegen Ende des 19. Jahrhunderts auch in den Kirchgemeinden. Die St.-Marien-Gemeinde zählte in dieser Zeit rund 13.000 Mitglieder, und so ist es wenig verwunderlich, dass Pläne zur Bildung weiterer Gemeinden und zum Bau von Kirchen schon seit den 1880er-Jahren diskutiert wurden. Ende des Jahrzehnts entstand im Ehrenfeld mit der Vinzenz-Konferenz „St. Perpetua“ eine erste Gemeindegruppe, die als Vorläuferin von St. Meinolphus angesehen werden kann. 1900 teilte sich die Gruppe, und die Vinzenz-Konferenz St. Hubertus übernahm den Bezirk westlich der späteren Königsallee.

1907 begannen schließlich die Vorbereitungen zum Kirchenbau, obwohl St. Meinolphus-Mauritius noch keine eigenständige Gemeinde war, sondern weiterhin zu St. Marien gehörte. Die ursprünglichen Pläne des Bochumer Architekten Hermann Wielers, der den Architektenwettbewerb gewonnen hatte, sahen eine dreischiffige Kreuzkirche mit zwei Türmen im romanischen Übergangsstil vor. Als Patrone wurden die Heiligen Meinolphus und Mauritius gewählt. Die Kosten für den Bau der Kirche mit Platz für bis zu 1.500 Gläubige, darunter rund 900 Sitzplätze, wurden auf 200.000 M veranschlagt. Angesichts dieser hohen Summe war die kostenlose Bereitstellung des Bauplatzes durch Clemens Erlemann zwar eine bedeutende Erleichterung, doch zeigte sich schon bald, dass das ambitionierte Vorhaben an den unzureichenden Finanzierungsmöglichkeiten scheitern würde. Es blieb also nur die Entscheidung für einen schrittweisen Bau und den Verzicht auf den zweiten Turm. Im Mai 1908 begannen die Arbeiten. Bereits am 4. Oktober 1908 konnte der Grundstein gelegt werden, und schon nach einer Bauzeit von nur einem Jahr folgte am 24. Oktober 1909 die Einweihung der neuen Kirche. Sie umfasste nur das hintere Schiff und war kaum größer als das direkt dahinter auf dem Gelände des heutigen Kindergartenspielplatzes errichtete Pfarrhaus. Ende Dezember 1912 wurde St. Meinolphus-Mauritius schließlich die Urkunde zur Pfarrerrichtung ausgestellt und diese am Neujahrstag 1913 mit einem Festgottesdienst gefeiert.

Im Frühjahr 1914 begann der zweite Bauabschnitt. Die Familie Schulte-Crawinkel vom gleichnamigen Hof an der Ehrenfeldstraße hatte der Gemeinde 100.000 M geliehen, sodass ein erneuter Architektenwettbewerb ausgerufen werden konnte. Erneut entschied sich die Jury für die Pläne von Hermann Wielers, die nun eine Kirche mit einem Turm, jedoch noch nicht in der heute sichtbaren Form vorsahen. Die Arbeiten kamen zunächst schnell voran, mussten aber im März 1915 eingestellt werden, da ein Baustopp für alle nicht kriegswichtigen Gebäude erlassen worden war. Erst nach Ende der Inflationszeit und der französischen Besetzung weiter Teile des Ruhrgebiets wurde ab 1925 – nun nach Plänen des Bochumer Architekten Wilhelm Peters – die Bautätigkeit am Turm, am Mittelschiffjoch und an den beiden Seitenschiffjochen neben dem Turm wieder aufgenommen.

Zwischen 1927 und 1929 entstanden die markanten Innenmalereien der Meinolphus-Kirche. Der Kölner Kirchenmaler Wilhelm Remmes wählte zur Gestaltung sämtlicher Wände für diese Zeit moderne expressionistische Darstellungen biblischer Motive. Die Wand- und Deckenmalereien bedeckten Flächen von jeweils bis zu 7 x 8 m und führten zu wahren Begeisterungsstürmen der Kunstkritik, die die Kirche als bedeutendstes und sehenswertestes Gotteshaus Westdeutschlands feierte. Nachdem die Meinolphus-Kirche bereits 1921 ihre Orgel erhalten hatte und 1926 Glocken des Bochumer Vereins im Dachgestühl des Turmes installiert worden waren, konnte der zweite Bauabschnitt 1931 beendet werden. Am 27. Oktober, ziemlich genau 22 Jahre nach ihrer Erstweihe, wurde die Kirche ein zweites Mal eingeweiht.

Die Luftangriffe des Zweiten Weltkriegs, von denen das Ehrenfeld schwer getroffen wurde, verschonten auch die Meinolphus-Kirche nicht. Im Mai 1943 wurde zunächst nur das Pfarrhaus stark beschädigt. Am 4. November 1944 kam es beim größten Angriff auf Bochum schließlich zur weitgehenden Zerstörung des gesamten Kirchenkomplexes. Das Pfarrhaus, das St. Mauritius-Stift, das Gemeindehaus sowie das Hauptschiff und alle Seitenschiffe der Kirche hatten zahlreiche Treffer erhalten und waren vollständig ausgebrannt. Überall bestand Einsturzgefahr. Nur der Turm war vergleichsweise wenig beschädigt, sodass hier ab Frühjahr 1945 eine Notkirche eingerichtet werden konnte.

Der von einem noch 1945 gegründeten Kirchenbauverein unterstützte Wiederaufbau ging zunächst nur langsam voran und beschränkte sich anfangs auf die Sicherung der bestehenden Gebäudeteile durch den Einbau von Stahlgerüsten und die Beseitigung von Schutt. Ab 1948 schritten die Arbeiten dann schneller fort. Die Bochumer Kirchen profitierten vom Katholikentag, der im September 1949 in der Stadt stattfinden sollte, sodass ihnen bevorzugt Mittel zur Verfügung gestellt wurden. Nachdem die Arbeiten am Hauptschiff und den vorderen Seitenschiffe bis zu diesem Termin weitgehend abgeschlossen worden waren, dauerte es noch bis 1954, bis die Kirche vollständig wiederaufgebaut war. Bis in die 1960er-Jahre folgten noch verschiedene Veränderungen am Innenraum. Die Kirche erhielt zudem neue Türen und teilweise neue Fenster.

Dietmar Bleidick


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